anders arbeiten und leben

Wie in meinen Gedanken über Arbeit und Sinn dargestellt, gibt es weitreichende Probleme mit dem bisher dominierenden Verständnis von beidem. Da aktuell alles derart verwoben ist, merkt mensch bei dem Versuch sich zu befreien schnell, dass es radikaler Schritte bedarf. Häufig war es nicht der Wunsch, radikal zu werden, und mensch gibt gleich wieder auf. Was kann ich schon tun? Durchdenken wir es mal:
Ich möchte sinnvolles tun. Dies wird häufig nicht bezahlt. Oder zumindest möchte ich mich nicht mehr an sozialer Ungerechtigkeit und Zerstörung des Planeten beteiligen. Dann werde ich nicht mehr bezahlt.
Ich wohne aber in der Stadt und brauche Geld für Nahrung und Miete. Meine bisherigen Jobs sind eher nicht nachhaltig und für die Gemeinschaft nützlich. Also entscheide ich mich für die Arbeitslosigkeit. Halt! Es gibt Arbeitslosengeld (ALG1 oder 2) nur, wenn ich Arbeitssuchende*r bin! Da haben wir wieder die Begrifflichkeiten, gemerkt? – Arbeit = Erwerbsarbeit und per se anzustreben! Ich kann also gar nicht bewusst keine Erwerbsarbeit mehr machen, weil ich sie als schlecht und sinnentleert empfinde, und stattdessen selber an etwas arbeiten, für das ich nicht bezahlt werde. Denn ich werde zur Erwerbsarbeit gezwungen. Interessant.
Wer hat denn daran Interesse? Wieso sollten wir eine solche Welt wollen? Wir nehmen diesen Zweifel mit, aber halten mal für möglich, dass das bürgerliche Mantra unterbewusst seinen Dienst tut und hier keine bewusste Verschwörung einzelner Puppenspieler vorliegt. (Ich halte eine Mischung für möglich.)
Das heißt also, wenn ich Verantwortung für die Folgen meines Handelns als Berufstätige*r übernehmen will, werde ich gezwungen, mich mit dem Staat anzulegen, da ich mich zumindest dem erklärten Anspruch der Behörde entziehen muss, jede bezahlte Arbeit anzunehmen. Würde ich das in dieser Richtung durchziehen, wäre schon recht radikal.
(Ist es nicht auch unmoralisch, dann von Steuergeldern zu leben?)

Welche Möglichkeiten habe ich noch? Ich könnte versuchen, meinen Geldbedarf zu minimieren. Ich sagte Stadt und Nahrung. Nun kann ich also versuchen, in ein alternatives Wohnprojekt zu kommen, wo ich keine Miete zahle. Und ich kann containern gehen und in einem Gemeinschaftsgarten selbst Lebensmittel produzieren. Damit bin ich aber auch recht radikal unterwegs: ausgeschlossen von Dingen, die dann doch mal Geld kosten, gezwungen, mich mit Leuten auseinander zu setzen, die ebenfalls aussteigen, viel Arbeitskraft in praktische Dinge stecken, die mir evtl. gar nicht liegen. Nagut. Vielleicht ist es alles doch ganz gut? Ein Leben führen, das mich dann zwingt, konsequent an der Umsetzung meiner Werte zu arbeiten. Weckt das nicht auch Begeisterung, ein Tiny House zu bauen und einen Garten anzulegen? Mit lauter Leuten, die das ebenfalls gerade ausprobieren? Also keine Experten, mit denen ich mich messe, sondern alles Anfänger*innen, die gemeinsam eine große Kraft entfalten können. Ich ergründe für mich mal, was ich da persönlich für machbar halte.

Was mir als Möglichkeiten zum alternativen Wohnen einfällt:

  • Gemeinschaftlich bauen (neu oder sanieren), Geld und Zeit können eingebracht werden, je nachdem, wer wovon mehr übrig hat, dann als Genossenschaft oder Eigentümergemeinschaft darin wohnen
  • Tiny House aus Fertigteilen oder komplett selbst bauen (eigenes Grundstück? gemeinsames Grundstück? gepachtetes Grundstück? als Siedlung Gleichgesinnter?)
  • Earth-Ship-Siedlung um gleich noch möglichst autark und nachhaltig zu sein
  • gefördertes Wohnprojekt finden (wenn es als maker-space oder Mehrgenerationenhaus fungiert?)
  • klassische Hausbesetzung
  • Blockhütte wie Einsiedler bauen (dürfte in Deutschland unmöglich sein, weil zu nah an Zivilisation, Land ist immer in Besitz, juristische Auflagen)
  • Dauercamper werden (mit Wohnwagen)
  • mit Bauwagen oder Wohnmobil nomadisch leben (rechtliche Grauzonen, Spritverbrauch?)

Was mir zur Ernährung einfällt:

  • Containern
  • Tafel usw.
  • Foodsharing
  • weitgehend Selbstversorgung (Schrebergarten, Gemeinschaftsgarten, auf Balkon oder um mobile Behausung in Kübeln, Sammeln, viel einkochen und fermentieren…)
  • solidarische Landwirtschaft (SoLaWi)