kapitalistische Umverteilung

eine kurze Erklärung (Achtung, leicht polemisch)

Wann gibt eine Bank einen Kredit? Wenn sie den plus Zinsen zurück bekommt. (ein weiteres Problem dabei ist die Geldschöpfung durch Kreditvergabe)
Wann investiert ein Unternehmen mittels so aufgenommenen Kredits z.B. in neue Maschinen? Wenn es einen hohen ROI (return on investment) hat.
Beide tun das, was vermeintlich – und nach neoklassischer Theorie – gut für alle ist, also dann, wenn sie dafür mehr zurück bekommen, als sie reingesteckt haben. Wo kommt dieses „Mehr“ her?
Z. B. von den Konsumenten, die das mit neuen Maschinen produzierte Produkt kaufen. Also in der Masse von einfachen Leuten. = Umverteilung von unten nach oben!
Kapitalistisches Prinzip: wer Kapital hat, kann es zu seinem Gewinn einsetzen.
Wer bereits eine Bank besitzt, verdient. Wer bereits eine Firma hat oder anderweitig genug Mittel (Sicherheiten), um den Kredit zu bekommen, verdient. Wer nur zur Masse gehört, bezahlt. Bekommt dafür im besten Fall ein Produkt, das kurz glücklich macht oder schlicht benötigt wird.
Wer zahlt noch drauf? Diejenigen, die auf den Rohstoffen sitzen, die für das Produkt abgebaut werden. Die Tiere, die da gelebt haben, wo jetzt die Fabrik steht. Die Menschen, die die Maschinen bedienen müssen (denn wahrscheinlich steht die in China und das Produkt wird von Wanderarbeiter*innen in 12-Stunden-Schichten hergestellt – der möglichst hohe ROI, ihr erinnert euch?).
All diese Gruppen zahlen den versteckten Preis, damit es sich für „die Kapitalist*innen“ lohnt.

Ähnliches gilt für Privatbesitz an Immobilien und Land.
Beispiel: Immobilienkonzern, der Mietshäuser in Großstädten besitzt. Mindestens wenn er eine AG ist, hat er die Aufgabe, das von Investor*innen angelegte Geld zu vermehren (ist nach aktuellem Recht sogar dazu verpflichtet, alles zu tun, was den Profit der Anleger*innen sichert). Wie funktioniert das? Die Mietpreise müssen steigen oder die Ausgaben sinken oder neue Immobilien müssen unter Wert eingekauft werden etc.
Wer zahlt steigende Mieten? Normale Bürger*innen. Oder die Kommune aus Steuermitteln – beispielsweise für ALGII-Empfänger*innen. Damit sich also das Geld derer „vermehren“ kann, die bereits genug Geld zum Anlegen übrig haben, müssen andere mehr bezahlen.
Wer zur Miete wohnt und nicht selbst Wohneigentum hat, darf da im Schnitt gern als „unten“ zählen und wer angelegt hat oder selbst Wohneigentum besitzt, gern als „oben“ – erneut handelt es sich um eine Umverteilung von unten nach oben.

Sonderfall: Selbstausbeuter*innen. Also im Immobilienfall skurrile Bürger*innen, die sich dem kapitalistischen Prinzip unterwerfen, obwohl sie weder „oben“ noch „unten“ sind. Da gibt es z.B. Leute, die ärgern sich über ihre hohe Miete und überhaupt steigende Lebenshaltungskosten. Sie verdienen aber ganz gut. Nun gehen sie zu ihrer Bank und fragen, wie sie Geld anlegen können. Da muss doch was zur Seite zu legen sein, was „sich vermehrt“. Sie legen in einem Immobilienfonds an, denn die werfen gerade gute Gewinne ab. Glückwunsch! Nun ist er/sie Miteigentümer*in des Konzerns, der dadurch Rendite an Investoren (wie sie selbst) auszahlen kann, indem er drastisch Mieten (wie die eigene) erhöht. Das erinnert mich an die hungrige Schlange, die anfängt ihren eigenen Schwanz runterzuschlingen…

Das waren zu viele dreiste Behauptungen auf einmal? Schau hier nach den Quellen und Belegen: Geldschöpfung, Zins- und Wachstumsproblematik, Hierarchie der Ausbeutung (Achtung: musikalisch, satirisch, auf Englisch),

Das war dir jetzt zu negativ, wo ich doch den Silberstreif verspreche? Schau hier nach Lösungsansätzen: Regionalwährungen, Wirtschaft als Gemeinschaft, Gemeinwohlökonomie, im Alltag

Alltag: kleine Handlungen für ein nachhaltigeres Leben

Dass (fehlende) Nachhaltigkeit viel mit Konsumverhalten zu tun hat ist wohl klar. Es geht um Ressourcenverbrauch, Umweltzerstörung und Ausbeutung anderer Menschen. Durch kleine Änderungen können wir in der Masse viel bewirken: also wenn viele Leute jeden Tag viele kleine Änderungen machen, kommt ganz schön was zusammen.

Also: was kann ich tun, um ein gutes Leben zu führen?
Verantwortung zu übernehmen führt zum Gefühl der Handlungsfähigkeit und macht damit zufriedener.

Einkauf:

  • Ernährung:
    • regional / bio / fair trade / verpackungsfrei   (wenn mindestens eins der Kriterien erfüllt ist, hilft schon viel)
    • z.B. Kaffee: fair gehandelt, Stempelsieb (french press) nutzen statt Filter/Kapsel (regional wird ja schwierig, aber so sind die Erzeuger*innen schonmal am Gewinn beteiligt und du vermeidest Müll, allein die Herstellung der Filtertüten und Logistik bis die in deinem Abfall landen…)
    • Was muss ich vllt. gar nicht kaufen? – kann ich selbst anbauen, containern, vom food-sharing holen?
    • Ist mir Fleisch wirklich Wert, was da dran hängt (Tierleid, Antibiotika-Einsatz, Hormone, Treibhausgase, Ressourcenwahnsinn durch Futtermittel)?
  • Hygiene:
    • Was brauche ich wirklich?
    • Weiß ich was drin ist (Tierversuch, Erdölprodukte)?
    • z.B. Deo als Pumpspray statt Treibgasdose kaufen. Und nur natürliche Inhaltsstoffe. (alverde bei dm, Natron, Wolkenseifen…)
    • Gibt es Hausmittel für meine Zwecke? Zum Beispiel kann man zumindest im Herbst auch mal mit Kastanien waschen, du kannst Öko-Spüli nehmen etc.
  • Bekleidung:
    • es gibt fair gehandelte Klamotten (z.B. armed angels, als eigene Kategorie bei OTTO, natürlich in Eine-Welt-Läden und Waschbär-Versand…)
    • ihr könnt sicher auch bei Kleiderkreisel, auf dem Flohmarkt oder second-hand-Läden etwas finden
    • ganz viele Hintergrundinformationen zum Thema unter saubere-kleidung.de (clean-clothes-campaign)
  • Technik:
    • z.B. Fairphone nutzen,
    • Dinge reparieren,
    • Dinge teilen (die berühmte Bohrmaschine, die in ihrem Leben wenige Minuten benutzt wird, aber jede*r glaubt, eine eigene zu brauchen)

Konsum allgemein: nur kaufen, was ich wirklich brauche. Muss ich neu kaufen oder hat es jemand übrig? Gibt’s das auf’m Flohmarkt? Gibt es in meiner Gegend einen Umsonstladen? (was übrigens häufig gleich Kontakt zu tollen Menschen ergibt)

Finanzen:

  • Geld zu einer Ethik-Bank bringen und bei Anlagen etc. auf die Folgen achten (Vergleich und Übersicht)
  • macht mich Geld wirklich glücklich? Wieviel Zeit und Nerven möchte ich darauf verwenden, Geld zu bekommen/nicht zu verlieren?

Geschenke: Bastel etwas oder schenk gemeinsame Zeit, statt Produkte zu kaufen! Mit Freunden/Familie etwas organisieren, was zur gemeinsamen Freizeit wird, ist ein lang wirkendes Geschenk für alle (also du beschenkst dich selbst mit und wenn das als Gruppe klappt, wirst du auch jedes Mal beschenkt, wenn die anderen schenken).

Verkehr: Brauche ich wirklich ein Auto? Muss es ein eigenes sein? Kann ich Mitfahrer mitnehmen? Radfahren ist psychisch und physisch gesünder!

Arbeit: Es ist mitunter nicht leicht zu lernen, aber mach nur, was zu dir passt. Lass dich nicht verheizen. Was ist dir wichtiger: Geld oder Zeit? Welche Bedürfnisse kann (Erwerbs-)Arbeit erfüllen? – Tut dein Job das? Welche Folgen hat dein Job global – stellst du etwas her oder machst eine Dienstleistung, die gut ist für die Welt? Sei mutig genug auszusteigen oder zu wechseln – die meiste Panikmache ist ein soziales Konstrukt und meistens sind die Folgen ganz andere oder weniger schlimm als befürchtet. Ich spreche da aus Erfahrung 😉

Engagement: Gibt es ein Herzensthema, wo ich mich in einem Verein / Initiative einsetzen kann? Gehe ich manchmal zu Treffen, motiviere ich andere, gehe ich auf Demos und Podiumsdiskussionen, unterzeichne ich Petitionen… ? Konstruktiv bleiben ist viel gesünder für dich und deine Umwelt. Versuche etwas zu bewegen, anstatt etwas aufzuhalten.

Allgemein zu den einzelnen Schritten oben: Wenn ich erst einmal begonnen habe, mein Leben zu ändern und auch Leute finde, denen das ebenfalls wichtig ist, macht es Spaß! Es ist viel mehr Erfolgserlebnis als Verzicht.  Es geht nicht um’s Ziele erreichen (nicht schlecht fühlen, für das, was ich „falsch“ mache), sondern um den Weg, den ich gehe. Freu dich über das, was passiert, während du unterwegs bist. 🙂

Für die ganz kritischen unter euch: natürlich ist Konsumverhalten allein keine echte Option für sozialen Wandel. Am Beispiel Demokratie